Verwaltungsgebäude WBG Lünen, vom 26.11.2004 bis 21.12.2004
K.W. Stegers Bilder fallen zunächst durch eine strenge grafische Teilung in einfarbige Quadrate und Rechtecke, manchmal auch Rauten auf. In viele Bilder wird durch eine strikte Waagerechte eine zusätzliche Ordnung gebracht. – Wer dabei an eine Horizontlinie denkt, liegt nicht falsch und findet sich durch ein eindeutiges, kräftig und makellos aufgetragenes Blau im oberen Teil der Bilder bestätigt. |
K.W. Stegers kommt von der Lichtbildnerei und er kommt auch bei seiner Malerei nicht davon los, im Gegenteil, er setzt das der Fotografie eigene Empfinden und Denken für seine Malerei ein und in seine Malerei um.
„Sehen – Empfinden – Gestalten“ forderte der Lehrmeister Pan Walther von seinen Schülern und K.W. Stegers vertieft malend den Auftrag, aus seiner Empfindung heraus zu gestalten. So formal nüchtern die Werke auf den ersten Blick daherkommen, alle sind Ergebnisse eines intensiven, sinnlichen Nachspürens eines besonderen Moments, in dem der Fotograf K.W. Stegers entschied: Das ist attraktiv – und den Auslöser betätigte.
Ein Foto ist mit dem Auslösen zu einem wesentlichen Teil fertig. Die Erarbeitung des Gemäldes beginnt jetzt erst. Auf dem langen, sehr systematisch angelegten Weg zum Gemälde zerlegt K.W. Stegers mit Akribie und Geduld, was die Kamera in Sekundenbruchteilen einfing. Jetzt hat er Zeit, dem flüchtigen Moment nachzuspüren, Farben und Formen zu analysieren, Gewichte und Platzierungen zu messen und neu zu bewerten. Es wird reduziert, alles Unwesentliche wird weggelassen, neue Kompositionen finden ihren Platz. – Das kann der Maler, das tut die Kamera nicht.
Zu jedem Bild entsteht so eine Serie von Entwürfen, oft mehr als zehn. Und in vielen Fällen ist nicht die letzte der gedachten und ausprobierten Varianten das gesuchte Bild, sondern eine frühere Version, deren Stimmigkeit sich erst rückblickend mitteilt.
Es entstehen Bilder in einer bemerkenswerten Farbigkeit, in denen Grautöne eine eher unterordnete Rolle spielen. Und wenn es sie gibt, dann sind sie die „Farben“ des Materials, das Grau des Felsens, des Steins oder des Asphalts, so wie es sich unter „diesem blauen Himmel“ zeigte.
| K.W. Stegers kämpft um jeden Farbton, jede Nuance. Er mischt alle Farbtöne selbst, experimentiert mit dem Material Farbe, bestimmt grammgenau Mischungsverhältnisse, analysiert und archiviert alles in einer eigenen Farbkartei. Für Zufälle bleibt wenig Raum, es gibt in seiner Methode kein „Mal sehen, was da ’rauskommt!“ Die Entscheidungen fallen Kästchen für Kästchen, Feld für Feld während und durch die Arbeit an den Entwürfen. Die Leinwand ist noch leer, aber das Bild steht schon, alles ist entschieden, es folgt der erste Pinselstrich. |
Wie viel Didaktik verträgt eine Ausstellung? Muss man das alles wissen, um K.W. Stegers Bilder anzuschauen? Nein, natürlich nicht, aber ich begrüße es – und es ist etwas Besonderes – dass wir den Werdegang eines seiner Bilder dokumentiert bekommen. (Und Sie können sicher sein, jedes hier gezeigte Werk hat eine solche Akte!)
K.W. Stegers findet seine Motive nicht nur im Wechselspiel von Licht und Landschaft, ihn interessieren auch alle möglichen Eingriffe des Menschen in seine Umgebung. „Landschaft“ kann dann auch ein Gebäudekomplex oder ein Asphaltband sein. Die Titel geben uns da sinnvolle Hinweise.
Menschliche Eingriffe dienen unterschiedlichen Zwecken, verfolgen vielfältige Ziele und produzieren nebenbei Bilder. Das geschieht ganz unabsichtlich, an die Möglichkeit eines Bildes wurde bei diesen Eingriffen selten ein Gedanke verschwendet, aber die Bilder sind da. Oft sind sie schön, einfach (und) schön, - wenn man sie denn sieht!
K.W. Stegers zeigt sie uns, die Eingriffe, die Dinge, die Situationen, die im Ursprung nicht gedacht waren, ein Bild abzugeben. Wie dieser Boden und diese Wand in Kassel, bevor das Licht einfiel und K.W. Stegers seine Bilder machte.
Text: Dieter Gewitzsch , 2004